Die Schausteller Johann und Josephine Morgenthaler reisten jahrelang mit ihrer Schaubude "Imperial" durch Deutschland, bis der Zweite Weltkrieg 1944 sie zur Rückkehr nach Basel zwang. 1947 wurden neue Kulissen gemalt, die Einrichtung verändert und fortan reisten die Morgenthalers unter der neuen Bezeichnung "Broadway-Theater" von Jahrmarkt zu Jahrmarkt. Gaukler und Fakire lockten die Zuschauer ins Zelt. Sie bohrten sich Fleischerhaken durch die Zunge oder präsentierten ihre körperlichen Defekte. Ihre Nummern erzeugten Ekel und Faszination zugleich.
1966 erwarb Jackie Steel, der selbsternannte Magier und Meister der Mystik, das Broadway. Steel war bekannt für seine Telepathie und Hypnose. 1989 verkaufte er den Betrieb an David Schoenauer (1956-2021). Mit dem Erwerb des Variétés galt es als erstes, den vernachlässigten Betrieb wieder salonfähig zu machen. Nach einer zweijährigen Durststrecke, bei der Jrmi und David Schoenauer beinahe Konkurs gingen, entschieden sie sich, nicht mehr auf Chilbi-Plätzen zu gastieren, sondern davon losgelöst mit einem hochstehenden Dîner-Spectacle aufzuwarten unter der Devise: "Man muss dem Körper doch etwas bieten, damit die Seele Spass hat, darin zu wohnen."
David und Jrma Schoenauer führten über 20 Jahre das skurrile Broadway-Variété mit grossem Erfolg, ehe sie ihre Schaubude 2011 an Luca Botta, Raphael Diener, Christoph Spielmann und Max Läubli übergaben, die das Theater-Spektakel noch einige Jahre weiterführten. Doch im Oktober 2018 fiel der letzte Vorhang. Als Gründe für das Aufgeben wurden ausufernde behördliche Auflagen und der damit verbundene administrative Aufwand genannt.
Nun scheint es, dass Claudia Kienzler die älteste Schaubude der Schweiz mit der Gründung des Variété Caleidoskop zu neuem Leben erwecken will. In diesem Jahr will sie mit ihrem Spiel- & Verzehrtheater in den Kantonen Zug, Bern, Luzern und Basel zu Gast sein. Die Vorpremière ist für 4. Mai 2022 in Emmenbrücke geplant.
Weitere Infos: https://variete-caleidoskop.ch/