Saana Leppänen

European Youth Circus 2018: Saana Leppänen, Finnland (Vertikalseil)

Die finnische Circusartistin Saana Leppänen hat am European Youth Circus Festival 2018 den CVA-Sonderpreis gewonnen. Sie überzeugte mit einer sehr trickstarken Darbietung am Vertikalseil mit vielen äusserst schwierigen dynamischen Elementen. Nach der Show haben wir die junge Artistin zum Interview getroffen.

Saana, wie kam es dazu, dass du Circusartistin wurdest?

Es ist sehr schwierig, die Zeit zurückzudrehen, um den genauen Moment zu finden, in dem ich mich dazu entschieden habe, Circusartistin zu werden. Ich begann mit Circus als Hobby im Alter von fünf Jahren, als ich den lokalen Jugendcircus Sorin Sirkus besuchte. Circus war für mich ein Ort, um Freunde zu treffen, zu spielen und um Spass zu haben. Mein Traumberuf war eigentlich Geschichtenschreiberin. Ich wusste gar nicht, dass Auftreten im Circus ein Job sein kann. Erst mit vierzehn habe ich herausgefunden, dass es Schulen gibt, an denen man den Beruf des Artisten erlernen kann. Es hat dann noch einige Zeit gebraucht, bis ich erstmals laut sagte, dass ich Circusartistin werden wollte. Zuerst habe ich es mehr als Witz gegenüber meinen Freunden gesagt, um zu sehen, wie sie reagieren. Erst nach ein paar Jahren sagte ich es meinen Eltern. Das schwierigste war es aber, mit mir selbst im Reinen zu sein, dass ich keinen sozial eher angesehenen festen Job in ein und demselben Land haben werde. Mit 18 bewarb ich mich dann an Circusschulen, was einfach für mich war. Denn ich habe mein Leben lang Circus gemacht und wusste, wie das geht. Mich für ein anderes Studium zu entscheiden, wäre viel schwieriger gewesen.

Du bist an der DOCH Hochschule für Tanz und Circus in Stockholm unterrichtet worden. Wie war deine Zeit da?

Ich war sehr glücklich, durfte ich doch in einer Traumwelt für Vertikalseilartisten trainieren. Dicke Matten und eine riesige Auswahl an Seilen - was hätte es besseres geben können? Wir hatten jeweils Gastdozenten für das Vertikalseil und viel Zeit für die eigene Forschung und das Training. Ich habe mich auf meine eigene Technik fokussiert und mir meine Tricks beigebracht. Nebst meiner Spezialdisziplin, dem Vertikalseil, habe ich von Zeit zu Zeit auch ikarische Spiele und Banquine trainiert. Im letzten Jahr an der Hochschule habe ich zudem mit Kert Ridaste Hand-auf-Hand trainiert und war Teil seiner Abschlussarbeit.

Welche Ziele hast du?

Ich bin Teil der Company SaboK und wünsche mir, dass wir mit unserer Produktion Erfolg haben. Zudem bin ich mit dem zeitgenössischen Circusprojekt„circus l love you" unterwegs, die in ihrem eigenen Zelt touren. Für die fernere Zukunft wünsche ich mir ein eigenes Circuszelt, um damit die Welt zu bereisen und die Kunst des Circus zu verbreiten.

Was bedeutet Circus für dich?

Häufig wird der Circus mit Tanz, Theater oder anderen Kunstformen verglichen. Für mich steht der Circus dagegen für sich selbst. Wir sollten damit aufhören zu fragen, was Circus ist, und ihn stattdessen für sich selbst sprechen lassen. Du kannst in einen Circus gehen und dich selbst darin wiederfinden: es ist Freude, Risiko, Angst, Lachen und alles, was du zulässt. Für mich persönlich ist Circus mein Zuhause. Ein Ort, an dem ich mich sicher und gut fühle.